Der neue technologiepool der Fassi-Gruppe zwischen nachhaltigkeit und innovation
Der neue Technologiepool von Fassi macht auf 11.500 Quadratmetern sichtbar, was schon immer Grundlage und Ausrichtung unserer Arbeit war: beständige Investitionen in Forschung und Entwicklung, das Aufspüren und Ausprobieren von neuartigen Lösungsansätzen. Davon berichten Giovanni Fassi und Rossano Ceresoli gemeinsam im folgenden Interview.
Giovanni Fassi
Präsident der Fassi-Gruppe
„Leader in Innovation“ ist für Fassi nicht nur ein Schlagwort, sondern Grundpfeiler des Unternehmens und der gesamten Gruppe. Welche Rolle spielt der neue Technologiepool auf dem Weg zum Spezialisten für Innovation, der vor 55 Jahren eingeschlagen wurde?
Fassi leistete von Anfang an Pionierarbeit. Mein Vater Franco Fassi arbeitete im Familienbetrieb, einer Werkstatt für die Ausstattung und Reparatur von LKW. Nachdem er sich intensiv mit dem Sektor und den Technologien von damals beschäftigt hatte, beschloss er, neue Wege zu gehen und setzte auf Ladekrane. Für ihn standen damals schon Veränderung und Innovation im Zentrum – zwei Eckpfeiler, die noch heute zu unserer DNA gehören. Dieser Geist hat uns im Laufe der Jahre zum Vorreiter gemacht in einer Unternehmenslandschaft, die zunehmend Sektor- und Marktgrenzen überschreitet und in der Produktvielfalt zum Standard gehört. Wir sind heute in der Lage, Bedürfnisse der Zukunft vorauszusehen. Denn wir sind überzeugt, dass Innovation nicht da stehen bleibt, wo Antworten gefunden werden. Sie macht sich vielmehr auf die Suche nach neuen Fragen. Der neue Technologiepool ist eine natürliche Fortentwicklung dieses Gedankens, der uns seit jeher begleitet. Ein Ort nur für Forschung und Entwicklung, für das Entwickeln und Planen von Maschinen und Systemen mit modernsten Technologien. Wir haben diesen Ort geschaffen, damit neuartige Lösungen erdacht und erprobt werden können. Es ist ein Raum, der allen Konzerngesellschaften (Fassi, Cranab und Marrel) offen steht, wo unser technisches Personal aus Erfindungen Prototypen macht und Tests zu Kraft und Performance durchführt.
Welche Merkmale zeichnen Innovation aus dem Hause Fassi aus?
Im Wesentlichen sind es vier Merkmale: Sicherheit, Performance, Praxisorientierung und Nachhaltigkeit. Sicherheit ist eine Konstante bei all unseren Produkten und in unserer gesamten Arbeit, auf Sicherheit gründet sich unsere Philosophie. Stets haben wir mit dem Ziel gearbeitet, dem Bedienpersonal die Möglichkeit zu bieten, die Kapazitäten der Maschine maximal auszuschöpfen und dabei in größtmöglicher Sicherheit zu arbeiten. Und das gilt auch für alle Systeme und Technologien, die in den letzten Jahren dazukamen. Im Zusammenhang mit Sicherheit steht die Performance in dem Sinne, dass die Leistung punktgenau zum benötigten Zeitpunkt in der gewünschten Weise abgerufen werden kann, je nach Art und Situation des Einsatzes. Aus diesem Grund arbeiten wir daran, innovative Vorrichtungen zu entwickeln, die unsere Vorstellung von „Leistung“ revolutionieren. Diese lässt sich heutzutage präziser steuern und ist unmittelbar verfügbar, wenn es darum geht, die verschiedenen Arbeitsvorgänge, wie Heben, Bewegen und Drehen von Lasten aufeinander abzustimmen. Ein weiteres wesentliches Ziel ist die Praxistauglichkeit unserer Krane. Sie resultiert aus Leistungsfähigkeit und Effizienz und schlägt sich in Zufriedenheit und Zeitersparnis bei unserer Kundschaft nieder. Hier geht unsere Forschung weiter und die technologischen Entwicklungen haben uns sehr geholfen. Ein Fassi-Kran ist in der Lage, die Realität um ihn herum und die unterschiedlichen, mitunter sehr komplizierten Arbeitssituationen zu erfassen und zu interpretieren. Er arbeitet mit Systemen, die die Arbeit des Personals einfacher, schneller und effektiver machen. Nachhaltigkeit ist ein Konzept, das dem Prinzip der Innovation innewohnt. Es ist gar nicht mehr möglich, an Innovation zu denken ohne gleichzeitig nachhaltig zu sein: dies ist ein Versprechen, das wir zukünftigen Generationen geben möchten. Für uns werden ein Projekt, ein Produkt, eine Idee in dem Moment nachhaltig, in dem sie die aktuellen Bedürfnisse befriedigen, ohne dabei künftigen Generationen die Möglichkeit zu nehmen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.
Sprechen wir über Nachhaltigkeit im Sinne von Verantwortung. Wie lassen sich Technologie und Nachhaltigkeit in Einklang bringen?
Technologie steht im Dienste des Menschen. Und der Mensch kann nicht nur aus der Perspektive von heute handeln. Wir müssen bedenken, was Technologie und Innovation aus der Perspektive der Welt von morgen bewirken können. Weshalb wir bei unserer Arbeit in Forschung und Entwicklung immer das Prinzip der Verantwortlichkeit gegenüber der Zukunft wahren müssen. Verantwortlichkeit bedeutet aber auch konkretes Handeln, Praxisnähe, ständiges Nachjustieren, Optimieren des Einsatzes von Rohstoffen und Prozessen durch maßgeschneiderte Technologien, damit durch Herstellung und Einsatz des Produkts eine möglichst geringe Belastung entsteht. Die Qualität der Technologie muss sich also ständig verbessern, damit sie zum Synonym für Nachhaltigkeit werden kann: vom ersten Arbeitsschritt an bis hin zur regelmäßigen Wartung und Reparatur der Krane, die weltweit im Einsatz sind.
Seit mehr als 50 Jahren werden bei Fassi Krane für ganz präzise Marktanforderungen hergestellt und oft wird schon im Vorfeld erkannt, was hierfür nötig ist. Inwieweit wird das Tagesgeschäft innerhalb des neuen Technologiepools dabei helfen, neue Bedürfnisse wahrzunehmen?
Diese Thematik ist sehr komplex und beinhaltet ein breites Spektrum von Punkten, die zu berücksichtigen sind. Aber ganz grundsätzlich betrifft das, was wir als künftige Anforderungen wahrnehmen, dieselben bereits genannten Eckpunkte, die schon heute zu unseren Innovationsprinzipien gehören: Sicherheit, Performance, Praxistauglichkeit und Nachhaltigkeit. Das sind Bereiche, die, wenn man sie auf die verschiedenen Anwendungsgebiete der Krane überträgt, meiner Meinung nach gerne noch mehr Raum einnehmen dürfen. Was neue Bedürfnisse angeht, so möchte ich noch eine Bemerkung zu den Möglichkeiten anfügen, die sich vom Potenzial und dem zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz ableiten lassen. Diese kann zum Beispiel hilfreich sein, wenn es darum geht, den Kran mit größerer Sicherheit, mehr Bedienerfreundlichkeit, höherer Performance und ressourcensparend zu bedienen.
Rossano Ceresoli
Leiter Forschung & Entwicklung der Fassi-Gruppe
Der neue Technologiepool ist konkreter Ausdruck der Unternehmensphilosophie, die Fassi seit jeher verfolgt: konstantes Investieren in Forschung und Innovation. Können Sie uns die Entstehung dieses Großprojektes veranschaulichen?
Fassi „Leader in Innovation“: das ist nicht nur ein Slogan, sondern unsere Identität, unsere Berufung. Es ist auch der Ursprung für die Entstehung des Fassi Innovation Center. Schon länger suchte man nach einer Lösung am Unternehmenssitz in Albino, aber die beständige und starke Expansion in den einzelnen Sparten war immer wieder ein Hinderungsgrund. So fiel die Entscheidung, wenn auch etwas getrübt durch die Tatsache, den Stammsitz in Albino verlassen zu müssen: in der unmittelbaren Umgebung, in Nembro, wurde ein Gelände gefunden, das nicht so weit entfernt ist von den anderen Wirkungsstätten der Fassi-Gruppe. Die Möglichkeit, völlig frei zu planen, ohne jede Einschränkung, allein mit dem Ziel, nicht nur einen Standort für Forschung und Entwicklung zu schaffen, sondern einen regelrechten Pool für Innovation, hat dem Ganzen zum Leben verholfen.
Wie sieht die Arbeit innerhalb dieses neuen Pools aus?
Auf der großen Wand des Showrooms im neuen Technologiepool steht unterhalb des großen FASSI-Logos geschrieben „We make Innovation“. Das ist es, was wir tun, und zwar immer zugeschnitten auf die jeweiligen Maßgaben der verschiedenen Fassi-Produkte und der diversen Technologien, die Teil unserer Maschinen sind. Seit den 2000er Jahren sind aus den Kranen Systeme geworden, die unterschiedliche Technologien und Spezialisierungen in sich vereinen: die Mechanik und die Metallverarbeitung für die Struktur, die Hydraulik für Leistung und Bewegung, die Elektronik für Sicherheit und Kontrolle. Es handelt sich um regelrechte Mechatroniksysteme. Es ist die kontinuierliche Forschung in diesen Bereichen und die Fähigkeit, sie optimal zu integrieren, womit wir unsere Produkte entwickeln und erneuern können. Das höchste Ziel ist sicherlich, unsere Kundschaft mit all ihren Anforderungen zufriedenzustellen, aber auch, diese Ansprüche im Vorfeld zu erkennen und damit auch neue Bedürfnisse zu schaffen.
In welche Richtung geht es weiter mit der Forschung bei Fassi?
Wir schauen immer mit großem Interesse auf den KFZ-Sektor. Hier sind sicherlich schon früh die neuen Paradigmen in Sachen Mobilität und Nachhaltigkeit zu erkennen. Wenn wir also den Blick auf autonomes Fahren richten, müssen wir eine Lösung finden, bei der mitbedacht wird, dass sowohl Fahrer als auch Kranführer abwesend sind. Aus diesem Grund haben wir im vergangenen Oktober auf der Bauma 2022 die erste Fernsteuerung über eine große Distanz, von München nach Point di Dalmine, vorgeführt. Dabei kamen für unseren Sektor neue Technologien zum Einsatz sowie die Verbindung über Satelliten via Starlink.
Für die Nachhaltigkeit haben wir ein Power Pack mit Lithiumbatterien entwickelt, die unsere Krane in die Lage versetzen, über mehrere Stunden am Stück bei abgeschaltetem Fahrzeugmotor vollelektrisch zu arbeiten. Das heißt kein Schadstoffausstoß und geräuscharmes Arbeiten.
Wie sieht die Zukunft der Hubmaschinen aus? Welche Pläne gibt es diesbezüglich von Fassi und welche Entwicklungen gibt es im Technologiepool?
Die Innovation, die wir bislang beschrieben haben, geht jedenfalls mit dem Herzstück der Entwicklungsarbeit von FASSI Hand in Hand. Wir sprechen da von immer neu entwickelten Produkten, die schon seit langem nicht mehr nur Krane im Sinne von Hubmaschinen sind. Es sind vielmehr Krane für Holz und Schrott unter der Marke Cranab, Krane für alle Geländearten auf Raupenfahrzeugen unter der Marke Jekko, Abrollkipper für die Beförderung von Mulden und Containern unter der Marke Marrel, Sensoren und Elektronik unter der Marke TSM.
